Herzbeben by Smolinski Jill

Herzbeben by Smolinski Jill

Autor:Smolinski, Jill [Smolinski, Jill]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-426-40777-6
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2011-12-20T16:00:00+00:00


Dieser Psychomist hatte schon bei mir nicht gewirkt, und ganz offensichtlich tat er das auch bei meinem Sohn nicht. Schon am nächsten Tag rief mich die Schule an, um mir zu berichten, dass er sich diesmal ein Mädchen als Opfer auserkoren hatte. Das jedoch hatte es ihm mit gleicher Münze heimgezahlt. Als ich Dante bei Daisy Ku abholte, hatte er eine halbmondförmige Druckstelle am Arm. Ich empfand einen Anflug von Schuldgefühl, vermischt mit Verlegenheit. Wie viele Eltern hatten wohl Dantes Zahnabdrücke an den Armen ihrer Kinder gefunden?

Daisy sah, wie ich ihn untersuchte, und winkte mich in die Küche. »Er hat gesagt, ein Mädchen hätte das getan.«

»Ich weiß. Man hat mich schon angerufen. Dante hat angefangen. Er beißt schon die ganze Woche andere Kinder.«

»Auwe.« Sie öffnete die Kühlschranktür und verschwand dahinter. Jetzt hörte ich nur noch das Geräusch von Behältern, die hin und her geschoben wurden, und Daisys vergnügtes Summen.

Ich spähte ins Wohnzimmer. Ein Haufen Jungen hatte es sich vor dem Fernseher bequem gemacht. Dante lag mittendrin, er trug einen geliehenen Schlafanzug, griff sich eine Hand voll Popcorn aus einer Schale und sperrte den Mund auf, um sie hineinzustopfen. Das meiste ging daneben.

»Ich glaube, ich sollte meine Verabredung morgen lieber absagen«, teilte ich dem Kühlschrank mit. »Ich wollte mit Ian zur Eröffnung einer Kunstausstellung. Aber vielleicht sollte ich die Zeit lieber mit Dante verbringen.«

Die Kühlschranktür fiel zu, und Daisy drückte mir einen Würfel Butter in die Hand. »Butter. Keine Margarine. Dann hört das Beißen auf.«

Ich betrachtete den Würfel. »Soll er die essen?«

»Reib sie auf seine Zähne. Am besten am Morgen, ehe er zur Schule geht.«

»Danke, aber ich glaube nicht …«

»Das wirkt Wunder. Mit Chuckie habe ich das auch gemacht. Und der Junge war schlimmer als ein Hund, der einen Knochen frisst. Nimm einen Klumpen auf den Finger und reib seine Zähne ein. Aber es muss Butter sein. Margarine hilft nicht.«

Ich verstaute die Butter in meiner Handtasche, damit Daisy Ruhe gab. Als ob es nicht Kampf genug wäre, Dante morgens in seine Kleider zu stecken und ihn zum Frühstücken zu bewegen. Außerdem hatte ich gesehen, was seine Zähne anrichten konnten. Mein Finger kam nicht in die Nähe seines Mundes.

»Ich werde es versuchen«, log ich. »Aber wegen meines Dates bin ich immer noch nicht sicher.«

Letzteres entsprach der Wahrheit. Ich wusste wirklich nicht, was ich tun sollte. Ian war einfach zu perfekt, um real zu sein. Vielleicht misstraute ich ja auch wie Groucho Marx einem Club, der Leute wie mich aufnahm. Sicher, ich verdiente einen netten, cleveren und auch richtig gutaussehenden Mann. Verdächtig erschien mir nur, dass dieses Exemplar ausgerechnet mich für die Antwort auf alle seine Gebete hielt. Außerdem hatte mir noch vor gar nicht langer Zeit jemand Liebeserklärungen gemacht, und der Gedanke daran, wo das hingeführt hatte, schmerzte nach wie vor.

Ich beschloss, mein bisschen Freizeit doch lieber Dante zu widmen. Der Kleine machte ohnehin gerade eine schwere Zeit durch.

Daisy nahm einen Besen aus dem Schrank und begann die Küche zu fegen. »Du willst also zu einer Kunstausstellung. Klingt nobel.«

»Ist es hoffentlich auch. Sie findet im Healoha House statt.



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